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Die Schreibblockade - Mythos oder Tatsache?

Written By dfgh on Mittwoch, 14. Oktober 2015 | 05:58

Die Schreibblockade


Bildquelle - upload-magazin.de


Ich bin der festen Überzeugung es gibt sie.
Fast jeder Schreiberling kennt den Moment, in dem man vielleicht mitten in einer Geschichte steckt und plötzlich kommt man nicht mehr weiter. Die Figuren entwickeln ein Eigenleben und eigentlich wollte man mit der Story ganz woanders hin. Eine Schreibblockade stellt sich ein. Man sitzt vor dem Roman oder der Kurzgeschichte, starrt den Monitor an und die Gedanken bringen keinen vernünftigen Vorschlag mehr, wie es weiter gehen könnte.

Viele Schreibratgeber lassen sich darüber aus, dass es keine Schreibblockade gibt. Diese Aussage wird dann immer gern mit anderen beruflichen Beispielen untermauert. Ein Bauarbeiter könne ja auch nicht einfach sagen, er weiß nicht mehr wie er eine Mauer hochzieht oder das ein Mechaniker nicht plötzlich sagen könne, er kann den Motor nicht mehr reparieren oder ein Chirug könnte nicht mehr operieren.
Das letztere Beispiel möchte ich mir einmal gern heraus greifen.
Ich für meine Begriffe wäre wesentlich beruhigter, wenn ein Chirurg mit einem schlechten Tag lieber nicht an einem Patienten herum operieren würde (natürlich nur sofern kein anderer Chirug zur Verfügung steht und es nicht um Leben und Tod geht).  Klar, kann er während der Operation nicht einfach aufhören, aber wenn er schon mehrere OP´s hinter sich hat und ihm jede immer schwerer fällt, umso wahrscheinlicher wird es, dass er evtl. schwerwiegende Fehler macht.
Das Beispiel mit dem Maurer ist auch recht interessant, denn wie viele Häuslebauer sind denn von Baupfusch betroffen?
Das Problem ist folgendes: ein Autor kann es sich "erlauben" einer Schreibblockade nachzugehen, einfach um eine bestmögliche Arbeit abzuliefern. Jede andere Berufsgruppe kann das nicht. Die Gesellschaft und die Berufe an sich verbieten es. Könnten wir es, würde diese fiktive Situation vielleicht ein anderes Licht auf Autoren und ihre Schreibblockaden werfen.
Wie wäre es denn wenn ein Bauarbeiter, der sich nicht in der Lage fühlt eine Wand hochzuziehen, weil er unkonzentriert oder einfach überarbeitet, ist eine Pause einlegt? Vielleicht gäbe es weniger Baupfusch. Wie wäre es, wenn ein Beamter einen Antrag auf was auch immer, beiseite legt, den er schon 10 mal gelesen hat, aber nicht weiter kommt weil der Kopf einfach von den unzähligen Formularen brummt ohne Ende? Vielleicht gäbe es weniger Formfehler in der Bearbeitung von Anträgen. Vielleicht würden die Burger in der Systemgastronomie sogar aussehen wie auf dem Bild, wenn der Mitarbeiter seine Arbeit für diesen Tag einfach links liegen lassen könnte (unter der Voraussetzung das jemand anderes einspringt). 

Wir arbeiten zu viel, sind überlastet und gestresst. Je größer diese Belastung wird, desto mehr Fehler machen wir auch. Also wie bereits erwähnt, kein normaler Arbeitnehmer kann es sich erlauben seine Arbeit einfach nieder zu legen, wenn er nicht mehr kann. Der Einzige der es sich dieses Privileg herausnehmen kann, ist der Autor. Und durch dieses Ungleichgewicht ist es einfach zu behaupten Schreibblockladen gäbe es nicht und man könne immer schreiben.
Gleichzeitig wissen wir aber alle, dass jeder Arbeitnehmer sich genau das gleiche Recht herausnehmen würde wenn er könnte. Einfach dann eine Pause zu machen,  wenn er nicht mehr kann. Egal was er gerade macht und ob der Brötchengeber damit einverstanden ist oder nicht.


Ich persönlich habe einen 40-Stunden-Job, bin in der Regel täglich insgesamt 14 Stunden auf Achse und schreibe dann, wenn es meine Zeit zulässt. Und gerade stecke ich in einer Schreibblockade. Sami kann schon ein Lied davon singen weil ich sie damit voll jammere.

Vor einiger Zeit habe ich beschlossen einige Kapitel meines Romans noch einmal umzuschreiben. Und seit dieser Entscheidung habe ich ein einziges Kapitel zustande gebracht und das noch nicht mal zufriedenstellend. Ich sitze da, mit einem offenen Dokument und starre den Monitor an. Tag für Tag und weiß einfach nicht wie ich anfangen soll. Auch Tagsüber sitze ich da und überlege, in der Hoffnung die eine zündende Idee zu haben.
Wenn ich normalerweise eine Schreibblockade habe, dann schaue ich mir einen Film an, höre Musik oder brainstorme mit Sami und irgendwann habe ich dann einen Einfall. Darauf warte ich im Moment vergeblich.
Daher bin ich der festen Überzeugung, dass Schreibblockaden existieren. Ganz egal wie viele Argumente Gegensprecher haben. Autoren, die behaupten dass es keine Schreibblokaden gibt, hatten ganz einfach noch keine. Und ich will auch nicht absprechen, dass es sicherlich Schreiberlinge gibt, die niemals davon betroffen sein werden.
Natürlich kann man immer "schreiben" ich schreibe ja auch diesen Post, aber das ist etwas ganz anderes.
Ich selbst arbeite gleichzeitig an mehreren Projekten, um Abwechslung zu haben, aber im Moment kann ich nichts schreiben, mir fällt einfach nichts ein. Es kann natürlich daran liegen das ich Urlaubsreif bin, wie viele zu dieser Jahreszeit, obwohl der "Sommerurlaub" noch gar nicht so lange zurück liegt.
Die Schreibratgeber, die ich bereits angesprochen habe, predigen man soll, wenn man in der eigenen Geschichte nicht weiter kommt, irgendwas schreiben und den Vorgang mit üben verbinden. Man könnte das Niedergeschriebene ja aufbewahren und anderer Stelle verwenden. Oder man könnte alles später überarbeiten. Es soll den "Schreibfluss" wieder aktivieren.
Ganz ehrlich, das hab ich versucht und es war einfach verschwendete Zeit. Mir persönlich erschließt sich auch nicht wirklich der Sinn. Warum soll ich mich zum schreiben zwingen? Vor allem wenn da wirklich nur totaler Mist raus kommt. Das kann sich vielleicht jemand leisten, der genügend Freizeit hat und für den nicht jede freie Stunde kostbar ist. Wenn ich aber 2 Stunden da gesessen habe um etwas zu produzieren was entweder im Müll oder in einer Schublade landet und dann dort verstaubt, dann kann ich diese Zeit auch anderweitig sinnvoll nutzen.
Die Schreiberlinge die ich kenne, kennen auch die Schreibblockade. Wenn ich mit den "Betroffenen" spreche, berichten sie von Stress, zu wenig Freizeit und fehlender Inspiration, die im Alltag doch mal schnell verloren gehen kann.
Mit meiner Meinung bin ich daher auch nicht allein.
Wie aber bereits oben erwähnt, will ich nicht abstreiten, dass es sich sicherlich Menschen gibt die mit einer solchen Blockade noch keine Erfahrung gemacht haben und sogar schon erfolgreiche Autoren sind, die seit 10 Jahren Bücher schreiben. Trotzdem denke ich, das der Großteil sich schon einmal mit dem nicht schreiben können herumschlagen musste. Ihr könnt mir gern mitteilen, welche Erfahrungen ihr gemacht habt und ob und wie ihr eure Blockaden gelöst habt. Oder aber ihr seit der Meinung, das alles ist nur Mumpitz und ihr könnt immer schreiben. Wie findet ihr dann zu eurer Form, Motivation, Inspiration? Teilt mir eure Meinung mit.
Bis dahin wünsche ich euch auf jeden Fall viel Erfolg beim schreiben.

Eure Lizzi


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